Die „Tante-Martha-Krippe“ wird in Ehren gehalten
Eine meiner vier Patentanten war Martha Klausmeier. Sie wurde 1911 in Löhne-Obernbeck geboren und verlor als kleines Kind beide Elternteile. Meine Großeltern, Wilhelm und Marie Dreier, nahmen Martha bei sich auf und gaben ihr ein behütetes Zuhause. Später bekam das Paar drei eigene Töchter: Helene, Gerda und Helga. Martha wurde als ältestes Kind der Familie aufgezogen, der sie sich ihr Leben lang verbunden gefühlt hat.
Meine Mutter Helene bat Martha darum, bei mir Pate zu stehen, als ich geboren wurde. Diesen Wunsch erfüllte sie gern.
Tante Martha entschied sich für den Beruf als Bethel-Diakonisse, den es in dieser Form schonlange nicht mehr gibt. Sie lebte und arbeitete viele Jahre in der Mindenerheide, wo sie bei Kranken in hilfsbedürftigen Familien ihren Dienst tat. Nicht nur im Dienst trug Tante Martha ein graues, blaues oder schwarzes Kleid mit weißem Kragen und eine weiße Haube. Ich habe sie auch im Privatleben nicht anders gesehen, nur während ihrer letzten Lebensjahre in Bethel, als sie krank war.
Tante Martha hat sich eine Holzkrippe gekauft, zu der neben Maria, Josef und dem Jesuskind in der Krippe die Hirten und einige Tiere gehören. Diese Krippe hat sie sehr geliebt. Das wurde deutlich, als sie die Krippe im Alter meinen Eltern Helene und Heinrich Wilde schenkte, die weiterhin in dem Elternhaus der Familie in Obernbeck wohnten. Wenn Tante Martha in der Weihnachtszeit zu Besuch kam, freute sie sich, die Krippe im Weihnachtszimmer (der guten Stube) in der Heimat zu sehen. Meine Eltern gaben die Krippe nach einigen Jahren an mich und meine Familie weiter, die im Nebenhaus wohnte. Hier bereitete sie in der Weihnachtszeit unserer Familie viele Jahre Freude.
Im Herbst 2018 bekam ich, Kathrin Möller, von meiner Patentante Edith Wohlers, den wunderschönen Stall mit vielen handgeschnitzten Figuren geschenkt. Seit dem findet sie jedes Jahr zu Beginn der Adventszeit einen besonderen Platz bei uns.
Die in Oberammergau gefertigten Figuren zeugen von großer Handwerkskunst, sie sind detailreich aus Holz geschnitzt und erfreuen uns in der dunklen Jahreszeit immer wieder neu.
Da auch ich sehr familienverbunden bin und mich Erzählungen aus dem Leben und Wirken meiner Vorfahren sehr interessieren, ist diese Krippe ein kostbarer Schatz, den ich in Ehren halten werde.
Und so kann ich mich nur den Worten meiner Patentante anschließen und hoffen, dass noch viele Menschen, Jung und Alt, ihre Freude an den Figuren haben werden. Auch bei mir und meiner Familie soll die Krippe nur eine vorübergehende Bleibe haben und eines Tages an meine nachfolgende Generation weitergereicht werden.
Kathrin Möller, Löhne-Mennighüffen
Inzwischen habe ich die Krippe an mein Patenkind und ihre Familie verschenkt. Das ist Kathrin Möller, die der Krippe bereits in den ersten Adventstagen einen würdigen Platz in ihrem schönen alten Fachwerkhaus in Löhne-Mennighüffen gibt. Ich freue mich riesig darüber, dass die vermutlich über 80 Jahre alte Krippe meiner Patentante Martha von meinem Patenkind Kathrin wertgeschätzt wird. Auch Tante Martha wäre sicher glücklich, wenn sie wüsste, dass ihre Krippe in Kathrin Möllers Familie gut angekommen ist. Tante Martha kannte Kathrins Eltern und ihre Großmutter Mariechen gut, die ebenfalls meine Patentante war. Möge die Krippe weiterhin viel Weihnachtsfreude bereiten! Vielleicht auch der nächsten Generation?
Edith Wohlers, Löhne